Schüttelreime und Ungeschütteltes bis zum Abschütteln. Alle Texte © Wolfgang Heidschuch 



Moby Duck distanzierte sich in einer aktuellen Pressemitteilung übrigens erneut ausdrücklich vom Verhalten
seines großen Bruders. Er selbst lebt nach eigener Aussage grundsätzlich pazifistische Werte, ernährt sich
ausschliesslich vegan, schwimmt jeden Sonntag in die Kirche und geht spätestens nach dem Sandmännchen
ins Bett, natürlich mit den Flossen über der Bettdecke. Doch zurück zum großen, wilden Bruder:




Moby Dick


(sehr) frei nach Herman Melville



Herr Ahab hat ganz fahle Wangen:
"Auf geht's, Männer, Wale fangen!
Ich war ja eh schon klein gebaut,
dann hat der Wal mein Bein geklaut,
so dass ich nun die Krücke brauch,
wenn ich auf meine Brücke krauch.
Kauft Lanzen, wie sie Obi macht
und gebt mir auf den Moby acht,
macht, dass das Meer erröten tut,
wenn Moby nach dem Töten ruht."

Er hat sich für den Wal geschunden,
auf Wache, nachts, den Schal gewunden,
er hat für sich die Qual gewählt
und hätt auch gern den Wal gequält,
die kalte Glut des Stahls geweckt
und in das Herz des Wals gesteckt.
So schaut er auf die weite See,
verkrampft, ihm tut die Seite weh,
so arg hat ihn die Qual gewiegt,
er denkt, dort hätt ein Wal gequiekt,
doch war's ein Akt vom Fintentisch:
der Wal war nur ein Tintenfisch.
Wie litt er an den Masten Qualen,
tat Walportraits mit Quasten malen
und lutschte eine Lage Tang-
so stand er stumm, oft tagelang.

Erst hat er lange doll gegrübelt,
dann Gold am Mast mit Groll gedübelt,
damit, wie er den Wichten sagte,
den Wal man früh zu sichten wagte.
Und als man nun noch krasser wachte,
derweil das Schiff durchs Wasser krachte,
wurd wirklich bald der Wal gesichtet,
ein Riese, wie ein Saal gewichtet.
Man sah ihn voller Wüten blasen,
die Augen groß wie Blütenvasen,
sein Leib hat wie ein Riff geschäumt,
fast hätte man das Schiff geräumt.
Und Ahabs wilde Rache sollte
nun greifbar sein. Die Sache rollte...

Er flitzte, dass die Krücken rauchen,
konnt' Moby auf den Rücken krauchen,
bis ihm das Hemd beim Bücken riss,
als er den Wal am Rücken biss.
Vom Himmel hört er Stimmen schwören:
"Du musst das Biest beim Schwimmen stören."
Drum liess er flink sein Länzchen schweben
(dem Wal verheisst sein Schwänzchen Leben)
und traf. Das Blut der Flossen spritzte,
derweil er zu den Sprossen flitzte,
er hat sich auf ein Boot gerettet,
das Meer war stark in Rot gebettet.
Doch Fakt ist nach dem mauen Schuss,
dass nun ein Seemann schauen muss,
ob sich noch was im Roten tue...
...ein Hering kichert... Totenruhe...

Warum der Wal jetzt Stille wählte?
Weil tauchend sich sein Wille stählte,
weil aus dem Schwanz die Sache ragte,
für die er Ahab Rache sagte,
er trug am Schwanz das schwache Rohr,
für das er Ahab Rache schwor:
"Jetzt jagst du mich das ganze Leben,
nun werd ich DIR die Lanze geben."

Der Wal schoss aufwärts, stürmend, tauchend,
zerstörte Boote, türmend, stauchend.
Doch laut schrie jemand:"Kumpel, heule!"
und Ahab mit der Humpelkeule
hat frisch der Lanze Stahl gewürzt,
sich brüllend auf den Wal gestürzt.
Und kaum war er vom Boot getaumelt,
hat Ahab ziemlich tot gebaumelt.
Der Wal trug alte Seilgehänge,
da nutzten keine Heilgesänge,
und flugs tat man die feinen Binden
an Ahabs Arm- und Beinen finden.
Das war von Moby so gepeilt,
er hat auch Ahabs Po geseilt,
dann hat ihn Moby voll getaucht.
Noch kurz hat Ahab toll gefaucht:
"Wie würgt mich dieses schiefe Tau,
doch wenn ich in die Tiefe schau,
erscheinen alle Sorgen matt.
Mach ich den Wal halt morgen satt!"

Auch wenn er dann noch eben lachte,
wie wenig er sein Leben achte:
Die Lungen taten gierig schwingen,
man merkte, dass sie schwierig gingen,
vom Rauchen eh mit Teer vermieft
und nun noch arg im Meer vertieft,
ganz tief hat ihn der Schuft gelenkt
und ihm kein bisschen Luft geschenkt.
So schloss er nun sein Leben, schwächelt,
sein Geist fing an zu schweben, lächelt...

Doch Mobys innrer Drache rang
mit ungestilltem Rachedrang.
Es staunten Ahabs Krieger sachte,
als in ihr Schiff der Sieger krachte,
und Moby ist nach vorn gezischt,
hat sich das Schiff voll Zorn gefischt,
die Crew in all den Scherben stöhnte,
was auch nicht grad das Sterben schönte.

Der Tod hat auf der See gewunken,
das Schiff ist mit viel Weh gesunken.
Doch einer, wenn auch karg gesichert,
hat leis auf einem Sarg gekichert...


© W. Heidschuch